Ella hat sich den Erfolg hart erarbeitet: In ihrem ersten Jahr in der Eliteklasse zeigte sie Biss, indem sie sich nach einem schwierigen Start Stück für Stück nach oben kämpfte. Doch dann war ihre Saison abrupt zu Ende, als sie in einem Steingarten schwer stürzte und mit dem Helikopter von der Strecke geholt werden musste. Ein starker Bluterguss an der Hüfte und blutige Schürfwunden ließen schwere Verletzungen vermuten, doch die Röntgenaufnahmen zeigten nur ein gebrochenes Radiusköpfchen – keine angenehme Diagnose, doch es hätte schlimmer kommen können. Es war der erste gebrochene Ellbogen ihrer Karriere, doch es sollte nicht ihr letzter sein.
„Sie stürzte schwer in einem Steingarten und musste mit dem Helikopter von der Strecke geholt werden.“
Nach zwei mauen Jahren, geprägt von der pandemiebedingten Unsicherheit des Rennbetriebs und einer glanzlosen Saison, in der sie nie ihren Rhythmus fand, legte sich Ella beim Training ins Zeug und startete mit Volldampf in die Saison 2022. In Innerleithen gewann sie ihr erstes EWS-Rennen in der Eliteklasse – ein triumphaler Heimsieg in Schottland, der von ihren Landsleuten und Unterstützern begeistert gefeiert wurde. Alles sah danach aus, als sollte dies ihr Jahr werden.
Doch knapp einen Monat nach ihrem großen Sieg in Innerleithen brach sich Conolly beim Training in Val di Fasse ein weiteres Mal den Ellbogen – dieses Mal den anderen. „Ich war total am Boden“, erinnert sich Ella. „Endlich hatte ich das Gefühl, dass das Rad gut abgestimmt war und ich im Winter punktgenau trainiert hatte, sodass ich auf dem Rad endlich mein volles Potenzial abrufen konnte. Und dann konnte ich nur über den Rest der Saison nachdenken – ob ich überhaupt noch Rennen fahren würde oder nicht.“
„Wir haben alle unsere Verletzungen, ob es nur ein kleiner Finger ist, der komisch absteht, oder ein offener Schlüsselbeinbruch.“
Ella hatte die gleiche Verletzung schon vor drei Jahren erlitten und arbeitete sich pflichtbewusst durch den Genesungsprozess. Durch tägliche Übungen und enge physiotherapeutische Begleitung konnte Elle mit ihrem Arm nach vier Wochen wieder Gewichte halten. Nach sechs Wochen saß sie wieder auf dem Rad – ein bemerkenswertes Comeback, mit dem Ella selbst nicht gerechnet hatte. Doch neben dem körperlichen Heilungsprozess musste sie sich auch mental von dem traumatischen Schock erholen, den sie erlitten hatte.
„Ich befolgte den Rat meiner Physiotherapie und sprach ziemlich viel mit einem Psychologen; ich hatte also körperlich wie mental Mittel zur Verfügung, mit deren Hilfe ich wieder aufs Rad kam. Positive Visualisierung war sehr hilfreich. „Ich schaute mir ein GoPro-Video von einer Strecke an, die ich schon gefahren war, und visualisierte den Trail und mich mit gesundem Ellenbogen, eben als ob alles normal wäre. Dann stellte ich mir vor, mit einem Lächeln im Gesicht flowig einen Trail runterzufahren.“
„Nach sechs Wochen saß sie wieder auf dem Rad – ein bemerkenswertes Comeback, mit dem Ella selbst nicht gerechnet hatte.“
Bei jedem EWS-Lauf nach Whistler strahlte Ella vom Podium hinunter – ein beeindruckendes Comeback für die junge Frau aus dem schottischen Hochland. Doch beim Rennen in Loudenvielle, dem letzten Lauf der EWS 2022, stürzte Ella und traf schweren Herzens die Entscheidung, auszusteigen, da sie eine Gehirnerschütterung fürchtete. Obwohl sie mehrere Läufe verpasst hatte, wurde Ella Gesamt-Fünfte – ein Ergebnis, das sich durchaus sehen lassen kann.
Es erinnert daran, dass Siege unter erschwerten Bedingungen nur noch schöner sind. Wir haben alle unsere Verletzungen, ob es nur ein kleiner Finger ist, der komisch absteht, oder ein offener Schlüsselbeinbruch. Sie zeugen davon, dass wir auf die harte Tour lernen müssen, denn am Ende holen wir genau das heraus, was wir investiert haben. Und bei Ella Conolly sind wir uns sicher, dass sie auch 2023 glänzen wird. Wir werden dich anfeuern, Ella.