Land des Kupfers, Land der Versprechen
Auf der Suche nach dem Geist des Radsports in der Bergbau-Vergangenheit Amerikas.
07 April 2025
WordsGeorge Tyson
PhotographyMark Mahaney
Archive PhotographyKen Wallace
Der Bergbau kann vielgestaltige Narben in der Landschaft hinterlassen. Unauslöschliche Spuren wie Gruben, Steinbrüche und Tagebauten erzählen ebenso von Gewinnstreben und Raubbau wie die dazugehörigen Straßen, Orte und Gemeinschaften. Doch im Südwesten der USA, nicht weit entfernt von der mexikanischen Grenze, bekommt man einen flüchtigen Eindruck von einer gänzlich anderen Aktivität, die wenig mit dem Kupferbergbau zu tun hat, der die Region einst prägte.
Für einen kurzen Moment machte sich die kleine Stadt Bisbee von ihrer industriellen Vergangenheit frei und richtete eines der größten (und heute fast vergessenen) Radrennen der USA aus, dessen drei Etappen die großen Namen des Radsports und ihre Teams anlockten: La Vuelta de Bisbee.
Im späten 18. Jahrhundert wurden in der Gegend reiche Kupfervorkommen entdeckt, vor allem in der Copper Queen Mine in den nahen Mule Mountains. Es folgte ein Boom, der Tausende von Bergarbeitern mit ihren Familien anzog, die ihr Glück machen wollten. Die Bevölkerung des neuen Ortes wuchs schnell auf über 9.000, und im Jahr 1902 wurde Bisbee zur Stadt erklärt. Mehr Minen und mehr Vororte folgten bald, darunter Warren, Lowell und San Jose.
Doch auf den Boom folgt oft der Abschwung, und in Bisbee führten Bevölkerungsschwund und sinkende Nachfrage nach Rohstoffen zum allmählichen Niedergang. Die Geschichte der Stadt war jedoch noch lange nicht zu Ende. Das allgemeine Klima ökonomischer Unsicherheit in den USA brachte viele dazu, außerhalb der Städte nach preiswertem Wohnraum zu suchen, und dank der angenehmen Witterung und der filmreifen Landschaft wurde Bisbee zum Traumziel einer anderen Einwanderungswelle: die Künstler und Hippies aus der Gegenkultur der 1960er Jahre.
Ebenso wie die Anhänger der Protestbewegung der späten 60er bewegten sich der aufkeimende Radrennsport und seine Fans weit weg vom Mainstream. Als Freizeitaktivität, die noch in ihren Kinderschuhen steckte, lockte auch der Radsport Außenseiter in die Region. Die Universität von Arizona leistete dabei Hilfestellung – sie war ein Brutkasten der neuen Szene und führte Studierende aus dem ganzen Land an Training und Rennen heran.
Das erste überlieferte Rennen fand 1968 statt, als eine Handvoll Radsportler aus Phoenix und Tucson den Mt. Lemmon in Angriff nahmen, den höchsten Punkt der Santa Catalina Mountains. Die örtliche Polizei hatte keine Erfahrung mit großen Fahrerfeldern auf der Straße und unterbrach das Rennen, indem sie die Sportler dazu anwies, in Einerreihe den Berg hoch zu fahren. Doch sobald die Beamten weg waren, ging das Rennen weiter.
Eine wachsende Zahl von Events zog immer mehr Teilnehmer an, und eine florierende Szene entwickelte sich, die auch Fahrer aus weit entfernten Orten anlockte. 1975 machten die letzten Minen rund um Bisbee dicht, und was von der Hippie-Bewegung noch übrig war, näherte sich den Radsportlern an, die die kleine Stadt besuchten. Es ging so weit, dass örtliche Familien Radprofis und ihre Teams bei sich wohnen ließen, oft über mehrere Jahre in Folge.
Im April 1976 stieß die ehemalige Bergbaustadt mit der Schaffung der Vuelta de Bisbee auf eine kulturelle Goldmine. Anfangs als 100 Meilen langes Rennen von Tucson nach Bisbee geplant, entwickelte sich der Event zu einem der größten Etappenrennen der Nation. Die zweite Auflage wurde vom 16-jährigen Greg LeMond gewonnen, der sich gegen die US-amerikanische Radsport-Elite durchsetzte, darunter die Olympia-Aspiranten Bob Cook und Kent Bostick. Die Kunde von La Vuelta verbreitere sich rasch, und in dem Maße, wie Fahrer aus dem ganzen Land im Frühjahr nach Bisbee pilgerten, wuchs der Event. Unter der Ägide wechselnder Direktoren wurde das Rennen bis 2010 fast ununterbrochen ausgetragen.
Heute schlägt das Herz der örtlichen Rennszene beim Tucson Bicycle Classic, das die Verbindung des Rennens mit der Region durch das beliebte Gastgeber-Programm aufrechterhält, bei dem die Fahrer in privaten Unterkünften wohnen. Wie in der Vergangenheit der Bergbau, hat hier auch der Radsport seine goldenen Zeiten hinter sich – derzeit gehen die Radprofis anderswo bei Etappenrennen an den Start.
Doch im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele 2028 in den USA scheint der Weltklasse-Radsport mit allem, was dazugehört, zurückzukommen – zumindest an die Westküste. Ob die Zeit reif ist für eine dritte große Wanderung ins Land des Kupfers und der Versprechen?
Die Fahrerinnen und Fahrer haben unsere neueste Rennrad-Kollektion in Arizona getestet, darunter die neuen „Brevet Element“-Produkte. Zu den frischen Designs gehören brandneue Cargo-Trägerhosen sowie leichte Windjacken und -westen mit kleinem Packmaß. Alles modern geschnitten mit dezentem Styling und durchdachter Funktionalität.