This is How We Ride
„Viel zu lange waren wir nur Statisten: beiseite gedrängt und gezwungen, Kleidung zu tragen, die unsere Persönlichkeit und Ausdrucksmöglichkeiten einschränkt und uns in unserer Freude am Fahren ausbremst. Wir wurden von Rennen ausgeschlossen, unterbewertet und unterschätzt. Höchste Zeit für Veränderungen.“
Words byRuby Boddington
Photography byTonje Thilesen
With thanks toAmy, Samra, Arame, Ahlam and Bel
„Wir sind stolz darauf, Frauen im Radsport zu sein. Aber was bedeutet das? Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen, damit man nicht nur im Leben stark ist, sondern auf dem Rad sogar noch stärker wird. Unverfälscht weiblich zu sein; die langen Haare offen zu tragen, damit jeder sehen kann, dass man die Gruppe anführt. Wir sind die Vorbilder, ohne die wir aufgewachsen sind. Die Verantwortung ist groß, aber wir nehmen sie nur zu gerne auf uns. Wir sind stark. Wir sind mutig und bereit, die Schmerzen des Anstiegs für die Belohnung der Abfahrt zu ertragen. Wir sind großzügig mit unserer Unterstützung und unserer Freundschaft; wir fördern unsere Gemeinschaften. Wir legen die Messlatte immer höher, überraschen uns selbst und steigern unsere Ambitionen. Wir sind mehr als Development Teams und Ersatzfahrer. Wir setzen uns über Normen hinweg und definieren den Begriff des Radsportlers noch einmal neu.“
In einem familiengeführten Restaurant in den Straßen von Port de Pollença, einer kleinen Stadt im Norden Mallorcas, sprachen wir mit fünf Radsportlerinnen nach einem anstrengenden, aber großartigen Tag auf den berühmten Straßen der Insel. Unser Tisch füllte sich bald mit der begehrten Auswahl an hausgemachter Pasta, einzigartigen Weinen und exzellentem Tiramisu des (zum Glück etwas versteckten) Lokals – und wir fragten Amy, Samra, Arame, Ahlam und Bel, was es eigentlich bedeute, als Frau im Radsport aktiv zu sein: die guten, die schlechten und die hässlichen Seiten.
Wir waren auf Mallorca, um ihre Ansichten über die Erweiterung von Raphas Frauen-Sortiment zu erfahren. Die von einem reinen Frauenteam von Grund auf neu konzipierte Kollektion wurde in dreijähriger Forschungsarbeit entwickelt. Das Ergebnis ist eine Reihe völlig neuer und einzigartiger Silhouetten, die Frauen mehr Möglichkeiten auf dem Rad bieten. Die Kollektion umfasst eine Reihe von dezenten Kleidungsstücken, die in Zusammenarbeit mit dem in London ansässigen Radsportkollektiv Cycle Sisters entwickelt wurden, einer preisgekrönten Wohltätigkeitsorganisation, die muslimische Frauen zum Radfahren inspiriert und unterstützt.
Die Zugehörigkeit zu einer starken und solidarischen Gemeinschaft erwies sich für die Gruppe als Schlüsselfaktor. Arame war früher passionierte Läuferin und kam erst durch den Wechsel zum Triathlon zu diesem Sport. Eine Freundin empfahl ihr, die ausschließlich für Frauen vorgesehenen Ausfahrten des Manchester Clubhouse zu besuchen, wo man sie direkt mit offenen Armen empfing. „Die Menschen waren einfach so herzlich“, erinnert sie sich. „Bevor ich mit dem Radsport begonnen habe, dachte ich, dass jeder so unnahbar sei oder dass man viel Geld haben müsse. Aber jetzt weiß ich, dass jeder zum Radsportler werden kann.“ Diese Erkenntnis hat sie von den anderen Radfahrerinnen gelernt – vor allem von jenen Frauen, die sie im RCC getroffen hat. „Für mich“, fährt sie fort, „sind die Frauen, mit denen ich fahre, meine Inspiration. Diejenigen, die nicht unbedingt wie typische Radsportlerinnen aussehen. Ihre Fitness und Entschlossenheit sind für mich einfach faszinierend.“
Genau diese Community hat ihre Denkweise geprägt, wenn sie vor einer Fahrt ihr Outfit anzieht. „Ich fühle mich großartig, wenn ich mein Outfit überstreife“, verrät sie uns. „Aber es gab auch Zeiten, wenn ich meine Periode hatte und mich so ausgeliefert fühlte.“ Arame weiß, dass andere Radsportlerinnen dieses unangenehme Gefühl auch schon erlebt haben und schildert dazu noch, wie ihre Freundinnen von männlichen Radfahrern darauf angesprochen wurden, wie ihr Trikot sitzt. „Wenn das Outfit nicht richtig sitzt, fühlt man sich eh schon nicht wohl. Da braucht man nicht noch jemanden, der einen darauf hinweist.“ Deshalb möchte sie andere Frauen dazu ermutigen, selbst zu bestimmen, wie sie in ihrem Outfit aussehen: „So wie man aussieht, so fühlt man sich auch.“
Dieses Bild von Radsportlern ist Samra, Vorsitzende des Kuratoriums und Ride Leader bei Cycle Sisters, nur zu gut bekannt. „Mir hat mal jemand gesagt, ich sei keine typische Radsportlerin, weil ich keine Klickpedale benutze. Das hat mich überrascht, denn ich habe mich nie als typisches Irgendwas gesehen“, betont sie. Wie man als Radsportlerin auszusehen habe, sei für sie ohnehin überflüssig, denn das, was sie aus dem Radfahren ziehe, gehe viel tiefer. „Es ist für mich nicht nur eine praktische Möglichkeit, von A nach B zu kommen, sondern es geht auch darum, ein Zeichen zu setzen, wie wir mit unserer Umwelt und der Natur verbunden sind.“ Manchmal hat Samra sich gefragt, ob sie „dem Druck nachgeben und sich wie eine typische Radsportlerin geben“ solle, aber sie hat erkannt, dass ihre Leidenschaft für den Sport über das bloße Erscheinungsbild hinausgeht. Vielmehr geht es darum, mit Freude und Zuversicht Rad zu fahren und sich weiter zu entwickeln: „Zu sehen, wie man sich selbst verändert, ist sehr ermutigend. Wenn sich mein Körper oder meine Kraft verändert, dann tut mir das sehr gut.“
Während Arame und Samra erst in den letzten Jahren zum Radsport gekommen sind, nimmt Amy schon seit ihrer Jugend an Wettkämpfen teil. Die Gruppe von Mädchen, mit denen sie während dieser Reise trainierte und Rennen fuhr, ist der Grund dafür, dass sie dem Sport treu geblieben ist, und sie erklärt, dass sie einen „großen Einfluss“ auf ihre Entwicklung hatten. „Als Frau [in cycling]hat man einfach weniger Möglichkeiten als Männer“, schildert Amy. „In diesem Sport gibt es einen Pfad für Jungs und Leute, die sie in die richtige Richtung drängen. Aber als Frauen müssen wir diese Möglichkeiten für uns selbst finden.“ Doch gerade deshalb, glaubt sie, „ist es etwas ganz Besonderes, als Frau einen Platz in diesem Sport einzunehmen“. Dabei verweist Amy nicht zuletzt auf das Aufkommen unglaublicher Vorbilder für jüngere Fahrerinnen – etwa Marianne Vos, von der auch sie inspiriert wurde. Die Tatsache, dass sie zur gleichen Zeit wie „diese unglaublichen Frauen, die die Grenzen dessen verschieben, was es bedeutet, eine Frau im Radsport zu sein“, in diesem Sport aktiv ist, spornt sie an, und so achtet sie immer darauf, ihr langes Haar zu einem Zopf zusammenzubinden, damit die Leute auch sehen, dass sie eine Frau ist. „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich jungen Fahrerinnen das bieten kann, was ich in meiner Jugend gebraucht hätte – jemanden, zu dem ich aufschauen kann“, merkt sie an. „Als ich jünger war, wusste ich nicht, ob ich einen Platz im Radsport habe oder nicht. Ich wünschte, ich könnte meinem damaligen Ich sagen, wie stark sie ist und wie viele Rennen sie gewinnen wird.“
Ahlam schließt sich der Notwendigkeit von Vorbildern mit Begeisterung an. In Saudi-Arabien wurde sie die erste weibliche Landesmeisterin, was ihr eine einzigartige Plattform verschaffte, um die künftige Generation von Radsportlerinnen im Land zu inspirieren. „In Saudi-Arabien haben wir nicht die größte Radszene, aber dafür wächst sie umso schneller“, erzählt sie uns. „Es ist eine kleine Community, aber wir sind sehr inklusiv und unterstützen uns alle gegenseitig.“ Sie beschreibt, dass der Radsport in ihrer Jugend als traditionelle Männersportart angesehen wurde – ein Vorurteil, gegen das sie auch heute noch hart ankämpft. „Eine Frau im Radsport zu sein, ist bedeutsam, weil der Sport immer noch von Männern dominiert wird. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass Radfahren für mich gar nicht in Frage käme. Aber heute kann ich eine Inspiration für junge Mädchen sein, denn es ist so wichtig, dieses Vorbild auch im echten Leben zu sehen. Die Verantwortung ist groß, aber ich nehme sie nur zu gerne auf mich.“ Entscheidend, so betont Ahlam, ist, dass der Sport weiterhin für mehr Inklusion und Zugangsmöglichkeiten sorgt: „Es exisistiert nicht die eine Art von Radsportlerinnen – es gibt sie in allen Formen und Größen. Aber das, was uns alle miteinander verbindet, ist, dass wir es lieben, draußen zu sein und Spaß beim Radfahren zu haben.“
Bel setzt diesen Gedankengang fort und fügt hinzu, dass sie stolz darauf ist, Frauen – mit und ohne Behinderung – in diesem Sport zu vertreten. Sie möchte die Botschaft vermitteln, dass es keine Rolle spielt, wie man aussieht, solange man liebt, was man tut. Der Radsport habe ihr die Freiheit geschenkt; er sei ihre Quelle des Glücks, erzählt sie uns zum Abschluss unseres Gesprächs. „Mit dem Radfahren fing ich an, als ich noch jünger war, und es fühlt sich dabei nie so an, als hätte ich irgendeine Art von Behinderung, wenn ich im Sattel sitze. Ich kann einfach ich sein.“ Sie führt weiter aus: „Wenn ich Rad fahre, ist alles leicht. Auf dem Rad fühle ich mich stärker als ohne.“ Sie hat auch direkt miterlebt, wie sich der Sport im Laufe der Jahre zum Besseren gewandelt hat. „Als ich mit dem Radsport anfing, sah ich kaum andere Fahrerinnen und Fahrer mit Behinderungen, daher ist es mir ein Anliegen, anderen zu zeigen, dass jeder an diesem Sport teilhaben kann. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und gleichzeitig mein eigenes Vorbild sein.“
Während der Zeit, die wir mit Amy, Samra, Arame, Ahlam und Bel verbracht haben, wurde deutlich, dass sich der Frauenradsport mitten im Wandel befindet. Vorbei sind die Zeiten, in denen prominente Sportdirektoren weibliche Radsportler im Fernsehen als „hässlich“ bezeichneten. Heute ist ein Großteil der Radsportgemeinschaft fest entschlossen, einen Ort zu schaffen, der die Diversität und den Zusammenhalt derjenigen fördert, die in der Vergangenheit lediglich als Randfiguren des Sports betrachtet wurden. Gleichzeitig ist noch ein weiter Weg, bis die Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Teilnahme und die damit verbundenen Chancen gegeben sind. Bei Rapha setzen wir uns für diesen Wandel ein und sind uns bewusst, dass wir Bekleidung entwickeln müssen, die allen Radsportlerinnen das Gefühl gibt, selbstbestimmt, unbeschwert und selbstbewusst zu sein.
Wir sind stolz darauf, unser neues und erweitertes Sortiment mit Radsportbekleidung für Frauen anbieten zu können. Entdecke jetzt die Kollektion.